Fangen wir vorne an.
Hätte ich einen Acker, liebe Bürger und würde ich darauf eine Hühnerfarm bauen wollen, sollte ich das dürfen? Es ist mein Acker! Dadurch werden auch Arbeitsplätze entstehen.
Was, wenn ich einen Acker hätte und drauf Wohnungen bauen wollen würde. Sollte ich das auch dürfen, es ist ja mein Acker?
Was passiert dann, wenn der Acker bebaut ist? Sein Wert steigt deutlich an, das ist ja erstmal gut für mich. Danke, dass ich das machen durfte!
Was ist mit den Nachbarn, mit dem Lärm, mit der Lebensraumveränderung?
Wurde daran gedacht, dass man Verkehrsbelastung, Veränderung des Wohnumfelds, zukünftige Planungen dann nicht ganzheitlich bedenkt, sondern nur davon abhängig macht, wer wo einen Acker hat?
Nehmen wir jetzt das aktuelle Beispiel: ein ehrenwerter Handwerker kommt und fragt, ob er auf dem Acker seines Onkels eine neue Halle für seine Firma errichten darf? Diese ist in der Nähe seiner Kunden, er wohnt auf dieser Seite der Donau, es ist geradezu perfekt.
Das hört sich gut an, finde ich! Es ist perfekt für ihn, ist es aber perfekt für Neuburg?
Ich würde dann gerne sagen, dass wir in unserem Flächenmanagement der Stadt Neuburg an der Donau extra für Handwerker kostengünstigen Grund haben, den die Stadt für kleine Unternehmen auch fördert. Die Nachbarn des Handwerkers werden auch Handwerker sein und es wurde eine Fläche bereitgestellt, die Anliegen von Handwerksfirmen für die nächsten 10 Jahre erfüllt. Ja, ich verstehe, das würde Geld kosten, aber den Acker besitzt der Handwerker doch schon. Die Lösung wäre, den Acker zum Verkauf anzubieten und sich dort anzusiedeln, wo es für unsere Stadt, deren Infrastruktur und zukünftige Entwicklung am besten ist.
Schade, wir haben in der Stadt Neuburg aber kein Flächenmanagement und wir haben auch keine Entwicklungsgebiete für Unternehmen.
Warum haben wir das nicht? Weil der vorherige Stadtrat, federführend unser Oberbürgermeister, versäumt hat, hier in dem Punkt viel aktiver zu werden.
Ich möchte diese Lücke füllen und mit dem neuen Stadtrat und der Verwaltung ein Flächenmanagement entwickeln. Wichtig wäre es, die nötigen Flächen dafür anzukaufen und der wirtschaftlichen Entwicklung in Neuburg sinnvolle Impulse zu geben. Das dauert aber und wird erst in der Herbstklausur des Stadtrates einen Anfang finden.
Was soll ich nun tun, ich bin neuer Stadtrat und sollte die Halle genehmigen. Es passt für die Unternehmung perfekt. Ich sollte es tun, weil es keine Alternative gibt, die die Stadt im Moment anbieten kann.
Es ist aber nicht mein Verschulden, dass es keine Alternative gibt. Es ist das Verschulden des vorherigen Stadtrates. Ich bin nicht bereit, diese Fehler weiterzutragen und damit für uns alle Neuburger den Flickenteppich noch größer werden zu lassen.
Eine bedauerliche Situation!
Sieht man sich andere Städte an Flüssen an, an deren Ufern die besten Wohn(an)lagen be- und entstehen. Wollen wir das nicht auch?
Vom Standpunkt der geplanten Halle aus wäre ich in 5 Minuten zu Fuß über eine zukünftige Fußgängerbrücke in der Stadt und die Studenten in 5 Minuten mit ihrem Rad an der Uni. Man ist gleich an der Donau, in der Natur und wohnt zentral gelegen.
Um dort ein Wohngebiet zu etablieren, bedarf es auch des Erfindergeistes, des Aufwandes und natürlich des Geldes. Hinzu kommt, dass es der einzige Teil der stadtnahen Donau ist, der nicht als Naturschutzgebiet ausgewiesen und somit bebaubar ist und noch entwickelt werden kann.
Als ich in der Stadtratssitzung vorgeschlagen habe, dass unser OB Dr. Gmehling sich mit den Akteuren nochmal zusammensetzten soll, wurde nur müde gelächelt.
Ja, wir wohnen in einer Kleinstadt, da muss man vielleicht einem, einem Nachbarn und den Wählern einen Gefallen tun. Muss man das, sollte man das?
Ich finde das nicht, wir sollten das nicht tun. Im Wahlkampf habe ich versprochen, in die Zukunft zu entwickeln. Ich möchte diese „kleinen“ Lösungen nicht unterstützen.
Daher habe ich mich gegen die Halle ausgesprochen. Ich spreche mich dafür aus, dass unsere Stadt eine Handlungsfähigkeit herstellt, Flächen sinnvoll kauft und mit einem Flächenmanagement plant. Es ist nicht wahr, dass die Stadt in den letzten Jahren keine Angebote erhalten hat, sie wurden nur nicht wahrgenommen.
Ich möchte Herrn Sens nicht schaden, ich möchte unbedingt, dass er in Neuburg mit seinem Gewerbe verbleibt.
Der Bau der Halle ist nun einen Schritt weitergegangen und wird vorrausichtlich kommen. Das freut mich sehr für Herrn Sens. Das beruhigt auch mein Gewissen, weil ich keinen Unternehmer vertreiben will.
Für mich ist es auch keine Frage der Partei. In allen Parteien höre ich Stimmen, die für einen Konsens, für ein Flächenmanagement sprechen. Matthias Enghuber ist hier vorne mit dabei, auch Gerhard Schoder hat wunderbare Ideen, wie auch Frank Thonig und Bernd Schneider. Das stimmt mich zuversichtlich.
Ich bleibe auf Kurs, mein Wunsch ist es nicht, das Erbe der Handlungsunfähigkeit weiterzutragen.
Wir sollten neu gestalten, dafür wurde ich gewählt, das war mein Wahlprogramm, daran halte ich mich und lasse mich nicht in den Sog von „kleinen“ Lösungen und Bekanntschaften mit reinziehen.
Florian Herold