Die letzte Generation, geht die Sonne auf oder geht die Sonne unter?
Heute äußere ich mich zu einem landesweiten Thema, zu den Aktivisten*innen der letzten Generation. Das mache ich sonst nicht, richte mich lieber lokal aus, weil ich hier etwas bewegen kann. Aber es brennt mir auf den Nägeln.
Mir ist ein Umdenken wichtig über die Art, wie wir leben. Auch in unserem Spieleverlag H2.0 achten wir sehr darauf, wie und wo wir produzieren und was das für unseren Fußabdruck ausmacht. Das Haus, in dem ich mit meiner Familie wohne, produziert seinen eigenen Strom und ich fahre auch im Winter so lange wie möglich mit dem Rad. Ich kaufe meistens lokal ein und man könnte sagen, das fühlt sich gut an. Nein, eigentlich tut es das nicht, denn es kostet mehr und es ist herausfordernd, grade jetzt, wenn es 2022 wirtschaftlich für alle, also auch für unseren Verlag, schwieriger wird.
Nun haben Aktivisten*innen die Spitze des Weihnachtsbaums am Brandenburger Tor abgeschnitten. Ich musste kurz laut lachen, doch dann habe ich mich entschieden, meine Meinung dazu zu schreiben.
Der Spiegel berichtete darüber am 21.12.2022: https://www.spiegel.de/politik/letzte-generation-aktivisten-saegen-weihnachtsbaumspitze-am-brandenburger-tor-ab-a-90c31be7-1544-4fc5-974b-6d9a3de62c53
Ich finde es spannend, wieviel negative Energie sich grade bei denen, die sich als die letzte Generation bezeichnen, ablädt. Es scheint, als wäre die letzte Generation der Kern des Übels. Jedoch, eines kann ich sicher sagen, das sind sie nicht. Aber diese Aktivisten*innen halten die Wange hin, auf die alle gerne schlagen möchten, weil Energiekonzerne und andere Profitierende leider nicht greifbar sind und wir gar nicht auf die Idee kommen, diese dafür zur Verantwortung zu ziehen. Also lenken wir unseren Unmut um, auf genau die, die eigentlich etwas ändern wollen, aber leider das Gefühl vermitteln, den Bürger*innen noch etwas von ihrem schwindenden Status zu nehmen.
Da ist die Übergewinnsteuer eigentlich ja nur die Spitze des Eisbergs. Sie zeigt, wie wenig wir im Staat und im Europa der Regulierungen, die Regulierung derer, die wir regulieren sollten, nicht zu regulieren vermögen. So schnell verkennen und vermischen wir die Lage.
Aktivisten*innen der letzten Genration machen es auch mir echt schwer, ihre Meinung sympathisch zu reflektieren. Ich verstehe, dass sie alle auffordern wollen, grundlegend anders zu agieren. Mit Ihren teils plumpen, teils beschämenden, teils witzigen Aktionen arbeiten sie daran. Hut ab, wir ihr euch demütigen lasst! Ich weiß nur nicht, ob die Zielsetzung vorher immer genau überlegt wurde? Ist die Lösung ein Stillstand bei allem, ein Stillstand unserer Lebensweise? Das glaube ich nicht.
Eine Persiflage zur Aufgabe aller marktwirtschaftlichen Strukturen hat South Park wunderbar vor mehr als 10 Jahren karikiert. Wer Lust hat, begleitend reinzuschauen, hier ist der Link:
South Park Margaritaville https://www.southpark.de/folgen/9do3gw/south-park-margaritaville-staffel-13-ep-3
Was könnte jetzt die Lösung sein? Ein sofortiger Stopp, wenn ja von was genau? Und wie geht man mit den Konsequenzen um? Gibt es klare Antworten? Nein, solche vernehme ich nicht. Eins muss klar sein, Handlungsfähigkeit gibt es nur so lange, solange wir in Europa technologisch und wirtschaftlich fortschrittlich sind, und Mittel haben, um zu agieren. Wenn wir uns diese selbst nehmen, werden wir nur Spielball anderer Nationen und haben keinen Handlungsraum mehr. Daher müssen wir anders denken.
Wenn wir alle ein bisschen was tun? Nein, das reicht nicht mehr. Nein, es stimmt, was die letzte Generation sagt, wir brauchen eine grundlegende Änderung. Daran glaube ich. Aber wir brauchen auch eine Antwort, die notwendig ist und die zeitnah umgesetzt werden muss. Diese Antwort hat für mich den Anspruch, dass viele von uns Sie unterstützen wollen und ich glaube das ist die wirkliche Herausforderung.
Welche Antwort kann das sein? Ich habe folgende:
• Wir brauchen schnell neue verkaufbare Technologien und schnell viel mehr der schon vorhandenen Technologien, um Umwelt- und Klimakrisen zu begegnen.
• Wir brauchen ein neues Denken über Fortbewegung. Lokal, im Land und global. Reisen und das Transportwesen müssen radikal geändert werden.
• Für Produktion aller Art muss die Frage der Rohstoffe, die verwendet werden, der Aufwand an Energie, Schadstoffausstoß und Verunreinigung, die Produktionsabfälle – wie die Versand- und Verpackungsabfälle -, die Anzahl an gewünschter Beschäftigung zum Umsatz (damit Menschen Teil unserer Unternehmungen bleiben) Bedingung sein, um produzieren zu können.
• Dafür brauchen wir einen Zeitplan und Mittel, die in diese Umstellung investiert werden sollten, damit wir die technologische Wende, unsere Welt zu stabilisieren, in alle Länder tragen und vermarkten können. Damit wir ein starkes Europa bleiben, in dem wir Arbeit schaffen, Arbeit erhalten und der reinen Automatisierung und dem Einzug der KI Grenzen aufzeigen.
• Ich glaube, dass wir, ähnlich wie beim Aufbau Ost, viel Geld in die Hand nehmen sollten. Viel mehr Geld als alle kleinen Fonds und Fördertöpfe, die wir bisher losgetreten haben. Ich denke an mindestens 100.000 € pro EU-Bürger*in in den kommenden 10 Jahren. Alles Geld sollte für die Umstellung unserer Unternehmungen, für Forschung und Bildung zur Verfügung stehen. Alles Geld für Unternehmungen in Europa und im europäischen Besitz.
Wenn wir das nicht tun, befürchte ich, dass unsere jetzigen geringeren Schulden für uns schwerer stemmbar sein werden. Wir sollten diese mindestens verdoppeln, um dann vor Wirtschaftsleitung zu strotzen und diese in Folge perfekt händeln zu können. Damit wir in Europa die Unternehmen haben, die den neuen Zeitgeist einleiten, die Arbeit haben, um Vollbeschäftigung zu erzielen und ganz nebenbei dazu beitragen, Klima-, Umwelt- und Energiekrisen zu meisten.
Wir wollen doch alle ein „Europa mit Gewissen“ sein und nicht nur weil es gerade abflaut, alle unsere Werte über Bord werfen. Die letzte Generation liegt falsch darin, zu provozieren. Wir brauchen eine Antwort, auf die wir Lust haben, die wir mittragen wollen. Europa ist bereit für Veränderungen, aber es ist nicht bereit, Handlungsfähigkeiten aufzugeben. Eine Veränderung geht nur mit den Menschen.
Unsere aktive Politik, von Krisen geplagt, schafft es nicht zu agieren, es wird vorwiegend reagiert, dass brauchen wir jetzt aber nicht mehr. Wir brauchen eine aktive Politik, die sich wagt, einen Plan durchzusetzen und wir müssen vom Verhinderer Land wieder zum Macher werden, trauen wir uns das nicht jetzt, werden wir die Möglichkeit für lange Zeit verspielt haben.
Nostalgisch hört man oft, wir waren ein Land mit dem höchsten Qualitätsanspruch, resilient, bevor das Wort überhaupt salonfähig geworden ist, guten Strukturen, Vorreiter im Nahverkehr, in Erneuerbaren Energien, im Naturschutz und Mülltrennung, Bevorratung und Sicherheit, klar ist, der Weg der Optimierten Marktwirtschaft funktioniert nicht, er zerstört, was wir uns aufgebaut haben, kehren wir zurück zu unseren Werten und machen es nicht mehr hinreichend, machen wir es richtig.
Wir klammern uns an verblassenden Einfluss. Jetzt ist es an der Zeit, einen neuen zu schaffen und Europa, besonders Deutschland neu aufzustellen, für die kommenden Generationen, damit es nicht die „letzte“ bleibt. Ob die Sonne auf geht oder unter liegt an Dir!