Stadtrat und Familie, geht das zusammen?

Ein Bericht von Franziska Senner
Eine Kandidatur für den Stadtrat kam für mich bereits vor sechs Jahren definitiv in Frage. An der Politik reizte mich die Möglichkeit gehört zu werden. Vor allen Dingen das Angebot politischer Partizipation, sprich Dinge zu verändern, Ideen auf den Weg zu bringen und gegebene Rahmenbedingungen und Sachverhalte direkt kommuniziert zu bekommen. All das und noch viel mehr interessiert mich am politischen Geschehen im Besonderen auf kommunaler Ebene, da es letztlich um uns alle geht.

Als Florian Herold mich im Sommer 2019 bat für die Freien Wähler einen der oberen Plätze auf der Stadtratsliste 2020 einzunehmen, war meine erste und ehrliche Reaktion geprägt von Unsicherheit.

An meinem politischen Interesse hatte sich bis dato nichts verändert. Jedoch bin ich in den vergangenen sechs Jahren Mutter geworden und hatte mir gerade eben meinen Weg zurück in die Berufswelt organisiert. Die Vereinbarung meiner Tätigkeit im Bauamt des Neuburger Landratsamtes und die Betreuung meiner beiden noch sehr kleinen Kindern so zu arrangieren, das möglichst wenig Abhängigkeiten zu weiterer Fremdbetreuung, kostete mich bereits einige Mühe.

Es galt zu überlegen inwiefern es mir möglich sei neben meiner Arbeit, der Betreuung meiner Kinder, meiner Rolle als Ehefrau, Freundin und als Franziska selbst oder Mensch mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen noch zeitliche Kapazitäten zu schaffen, die mir Raum für einen Wahlkampf geben würden. Politik, Kind und Familie, Arbeitnehmerin?  Wie sollte ich an abendlichen Gesprächen teilnehmen, wenn mein Mann erst zu später Stunde von der Arbeit zurückkommen würde. Ich machte mir bewusst, dass im Falle eines positiven Wahlergebnisses viele Termine nachmittags und am frühen Abend  anstünden. Ortstermine, Stadtratssitzungen, Fraktionssitzungen.

Worüber ich mir jedoch keine Sorgen machte war, dass ich trotz der reichlichen Belastung mit Genauigkeit, Ernst und Engagement an die Herausforderung Stadtratskandidatur herangehen würde und dieses Verhalten ist ganz typisch für Frauen. In meinem Freundeskreis habe ich viele starke Frauen, die trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer Familie einen beruflich erfolgreichen Weg einschlagen und dabei wunderbare Mütter für ihre Kinder sind.

Mit Hilfe eines flexiblen Arbeitgebers ist es möglich die Abende der Arbeit zu widmen und die Nachmittage den Kindern, aber dafür brauchen wir einen Aufbruch. Die Freien Wähler sind für mich die richtige Partei, gerade hier wird der Ruf nach weiblicher Beteiligung am politischen Geschehen sehr laut und das können Sie anhand unserer Stadtratsliste auch belegt sehen. 15 Frauen verschiedenen Alters stellen sich in diesem Jahr zur Wahl und das ohne gesetzte Frauenquote. Das werte ich als erfolgreiches Resultat politischer und gesellschaftlicher Diskussionen der vergangenen Jahre. Nur darf es nicht bei der Liste bleiben. Wir müssen jetzt Anschlussdiskussionen führen und einen Weg öffnen der die Implementierung jungen weiblichen Engagements im Stadtrat ermöglicht.

Wenn Kommunalpolitik das sein soll, was sie via Begriff schon definiert, dann zukunftsorientierte Arbeit für einen Ort und die Meinung von Familien sehe ich als fixe Größe an, die gehört werden muss. Letztendlich hängen der Zukunftsbegriff und die Familie stringent zusammen.

Franziska Senner